Von der Vision zum Modelhaus

Eine besondere Herausforderung in Äthiopien ist die Tatsache, dass Holz als Baustoff nicht verfügbar ist. Daher werden alternative Materialien benötigt. Bambus bietet sich hier aufgrund seiner zahlreichen positiven Eigenschaften an. Bambus und Lehm gelten jedoch in der äthiopischen Gesellschaft noch als Baustoffe der Armen. Dies liegt vor allem an der generellen und finanziellen Verfügbarkeit dieser Materialien. Folglich werden diese zwei Baumaterialien, auch aufgrund von fehlendem Bewusstsein und nicht vorhandenen Kapazitäten, nicht in Kombination mit modernen Konstruktionstechniken verwendet. Auch im Bausektor fehlt es noch an einer geeigneten Bauindustrie.

Neue Methoden und bessere Standards

Die Expert*innen der Caritas beschäftigen sich derzeit intensiv mit neuen Methoden in Bezug auf die Nutzung dieser nachhaltigen Materialien, denn durch eine nachhaltige Bauweise können schon beim Bau der CO2-Ausstoß verringert und auch ein Umdenken in der Gesellschaft angestoßen werden. Unser Ziel ist es, neue Techniken zu entwickeln. Bei einem Modelhaus sollen die neuen Techniken erstmals zum Einsatz kommen, wobei der Bambus einen hohen Standard erfordert und entsprechend vorbehandelt werden muss. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit der Internationalen Bambus- und Rattan-Organisation (INBAR) zusammen, um die Qualität des Bambus zu verbessern und die erforderlichen Qualitätskriterien für den Einsatz als Trägermaterial im Bauwesen zu erfüllen. (https://www.inbar.int)

Die Bedürfnisse der Menschen erkennen

Aktuell führen wir ein Needs-Assessment durch, bei dem wir uns mit einer Vielzahl von Fragen auseinandersetzen: Was funktioniert gut? Was kann verbessert werden? Wie ist die aktuelle Raumaufteilung in einfachen ländlichen Häusern? Mit welchen Materialien wird derzeit gebaut? Wie ist das Raumklima, die Sicherheit und gibt es gesundheitliche Mängel? Auch Aspekte wie Grundstückeinteilung und Viehhaltung werden berücksichtigt. Wir klären, was benötigt wird, welche Anforderungen die zukünftigen Bewohner*innen haben, was alles zum Wohnen dazugehört, wie die Menschen derzeit leben und wo derzeit leicht bauliche Mängel entstehen. Unser Ziel ist es herauszufinden, was angemessenes Wohnen für die Menschen im ländlichen äthiopischen Raum bedeutet.

Die Modulbauweise

In der Umsetzungsphase soll den Familien der Zugang zu den Häusern durch Mikrokredite ermöglicht werden. Leistbare Bauteile (Module) werden im DIY-Prinzip kombiniert. Zusätze wie Trockentoiletten und kleine Photovoltaikanlagen können nachträglich erworben werden. Dadurch kann sich die Situation der Haushalte nach und nach verbessern.

Aber auch Tierhaltung und Gartenanbau werden bei der Planung berücksichtigt. Hauseigene Permakulturgärten tragen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit bei. So haben die Familien in Zukunft nicht nur ein passendes Zuhause, sie sparen auch CO2, verbessern ihr (Ab-) Wassermanagement und tragen durch die Permakulturgärten einen Teil zur Erhaltung der biologischen Vielfalt ihrer Region bei.

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